Was ist NFV (Network Function Virtualization) und wie funktioniert sie?
SDxCentral weist darauf hin, dass NFV als die „Entkopplung von Netzwerkfunktionen von proprietären Hardware-Anwendungen“ und deren Nutzung als virtuelle Maschinen (VMs) definiert ist.1 Bei NFV handelt es sich um ein Netzwerkarchitekturkonzept, das IT-Virtualisierungstechnologien einsetzt, um Netzwerke in Bausteinen zu virtualisieren, die miteinander verbunden oder verknüpft werden können, um Kommunikationsservices zu erbringen.
Techopedia definiert NFV als ein Verfahren, das „die Netzwerkfunktion [und] die Verwaltung von Netzwerken erhöht und verbessert“.2 NFV verändert die Art und Weise, wie Architekten Netzwerkservices bereitstellen, indem sie unterschiedliche Klassen von Netzwerkknoten miteinander verknüpfen. Sie schafft somit eine Form der Kommunikation oder ermöglicht einen breiten Zugriff auf bestimmte Informationen für ausgewählte oder allgemeine Nutzer.
Folgendes ist wichtig: Netzwerke sollen zwar mit NFV virtualisiert werden, aber Netzwerkfunktionen sollen nicht virtualisiert werden. Firewalls, Traffic Control und virtuelles Routing sind drei der am häufigsten verwendeten virtuellen Netzfunktionen (VNFs). Weitere Funktionen umfassen den Einsatz als Alternative zu Load Balancer und Routern.
NFV-Architektur
Das Europäische Institut für Telekommunikationsstandards (ETSI) entwickelte die NFV-Architektur, die zur Ausarbeitung der NFV-Implementierungsstandards beitrug. Um Stabilität und Interoperabilität zu verbessern, wurden diese NFV-Architekturkomponenten auf der Grundlage der Implementierungsstandards modelliert.
Im Folgenden werden die Komponenten der NFV-Architektur aufgeführt:
Virtual Network Functions (VNFs) SSoftwareanwendungen, die Netzwerkfunktionen bereitstellen, einschließlich Dateifreigabe, Internetprotokoll (IP)-Konfiguration und Directory Services.
Network functions virtualization Infrastructure (NFVI). Diese Komponenten werden von einer Plattform aus betrieben, um Software zu unterstützen, die für die Ausführung von Netzwerkanwendungen erforderlich ist. Sie setzen sich aus den folgenden Infrastrukturkomponenten zusammen:
- Compute
- Storage
- Networking
Management, Automation und Network Orchestration (MANO). Unterstützt das Framework für die Bereitstellung von neuen VNFs und die Steuerung der NFV-Infrastruktur.
Warum sollte Ihr Unternehmen NFV nutzen?
Seit 2018 basieren die meisten PCs und mobilen Geräte auf der x86-Familie von Instruction-Set-Architekturen.3 Virtualisierte Netzwerkkomponenten (VNCs) werden von NFV verwendet, um eine hardwareunabhängige Infrastruktur zu unterstützen. Virtualisierte Ressourcen, einschließlich der für Rechen-, Speicher- und Netzwerkfunktionen verwendeten Ressourcen, können auf x86-Servern und ähnlichen Arten von kommerzieller Standardhardware (COTS) eingesetzt werden.
Darüber hinaus können die Daten- und die Steuerebene innerhalb des Rechenzentrums und außerhalb des Netzes mit NFV virtualisiert werden.
Was sind die Herausforderungen bei der Verwendung von NFV?
Drei Technologiekomponenten bilden die zentralen Herausforderungen bei der Nutzung von NFV. Sie bestehen aus den folgenden Elementen:
- NFV-Manager (NFVM)
- VNFs
- NFVI
Diese drei Komponenten sind so eng miteinander verbunden, dass sie bei der Bereitstellung von NFV im großen Maßstab zusätzliche Komplexität und Schwierigkeiten verursachen.
Im zweiten Quartal 2019 beschäftigte sich Lean NFV mit der Lösung dieses Problems und entwickelte eine andere Methode für die NFV-Architektur. In ihrem Whitepaper Accelerating Innovation with Lean NFV [Beschleunigung der Innovation mit Lean NFV] gehen die Autoren auf die Probleme ein, die den Einsatz von NFV erschweren. Dazu gehören die Integration der bestehenden Recheninfrastruktur mit dem NFV-Manager und die Notwendigkeit der Koordination zwischen den verschiedenen Komponenten des NFV-Managers.4
Die Autoren weisen darauf hin, dass die drei Integrationspunkte vereinfacht werden müssen, damit die Innovation bei anderen Elementen des NFV-Designs frei entfaltet werden kann.
Derzeit stehen verschiedene Organisationen im Wettbewerb zueinander und arbeiten an dem Ziel, die NFV-Technologiekomponenten zu standardisieren. Der Mangel an Standardisierung ist einer der Gründe für die Komplexität dieser Komponenten. Es gibt keinen individuellen Ansatz, der sich für die gesamte Branche bewährt hat, und keinen Standard, der übernommen oder in den investiert wurde.
Welche Vorteile bietet NFV?
Die Gründe für Unternehmen, NFV zu nutzen, sind vielfältig und umfassen unter anderem die folgenden Vorteile:
Bessere Kommunikation
Niedrigere Kosten
Verbesserte Flexibilität und kürzere Markteinführungszeiten für neue Produkte und Updates
Verbesserte Skalierbarkeit und verbessertes Ressourcenmanagement
Weniger Abhängigkeit von nur einem Anbieter
Bessere Kommunikation und Zugänglichkeit von Informationen
Neben der Verwaltung von Netzwerken verbessert NFV die Netzwerkfunktion, indem es die Art und Weise verändert, wie die Netzwerkarchitekten Netzwerkdienste bereitstellen. Dieser Prozess wird durch eine architektonische und kreativ gestaltete Methode zur Verknüpfung verschiedener Netzwerkknoten durchgeführt. So entsteht ein Kommunikationskanal, der den Nutzern barrierefrei zugängliche Informationen bereitstellen kann.
Niedrigere Kosten
NFV wird häufig sehr erfolgreich zur Entkopplung von Netzwerk-Services eingesetzt und kann auch als Alternative für Router, Firewalls und Load Balancer verwendet werden. Einer der Vorteile von NFV gegenüber Routern, Firewalls und Load Balancern besteht darin, dass die Netzwerkbetreiber keine dedizierten Hardware-Geräte kaufen müssen, um ihrer Arbeit nachzugehen oder Serviceketten/-gruppen zu erstellen. Dieser Vorteil trägt zur Senkung der Betriebskosten bei und ermöglicht zusätzlich die Durchführung von Arbeiten mit weniger potenziellen Betriebsstörungen.
Bessere Skalierbarkeit
Da VMs über virtualisierte Services verfügen, können sie Teile der virtuellen Ressourcen auf x86-Servern empfangen. Das bedeutet, dass mehrere VMs auf einem einzigen Server ausgeführt werden können und eine bessere Skalierung auf der Grundlage der verbleibenden Ressourcen möglich ist. Dieser Vorteil ermöglicht es, ungenutzte Ressourcen dorthin zu leiten, wo sie benötigt werden, und steigert die Effizienz von Rechenzentren mit virtualisierten Infrastrukturen.
NFV versetzt Netzwerke in die Lage, ihre Ressourcen auf der Grundlage des eingehenden Datenverkehrs und der Ressourcenanforderungen schnell und einfach zu skalieren. Außerdem ermöglicht Software-Defined Networking (SDN) die automatische Skalierung von VMs.
Besseres Ressourcenmanagement
Sobald ein Rechenzentrum oder eine ähnliche Infrastruktur virtualisiert ist, können sie mit weniger Ressourcen mehr leisten. Der Grund dafür ist, dass ein einziger Server verschiedene VNFs gleichzeitig ausführen kann, um die gleiche Menge an Arbeitspensum zu leisten. Dies ermöglicht eine höhere Workload-Kapazität bei gleichzeitiger Reduzierung des Platzbedarfs, Stromverbrauchs und Kühlungsbedarfs im Rechenzentrum.
Flexibilität und kürzere Markteinführungszeiten
Mit NFV können Unternehmen ihre Infrastruktursoftware aktualisieren, wenn sich die Anforderungen an das Netzwerk ändern, wodurch der Bedarf an physischen Aktualisierungen deutlich sinkt. Wenn sich geschäftliche Anforderungen ändern und sich neue Marktchancen eröffnen, unterstützt NFV Unternehmen dabei, sich schnell anzupassen. Da die Infrastruktur eines Netzes geändert werden kann, um ein neues Produkt besser zu fördern, kann der Time-to-Market-Zeitraum verkürzt werden.
Weniger Abhängigkeit von nur einem Anbieter
Der größte Vorteil der Ausführung von VNFs auf COTS-Hardware liegt darin, dass Unternehmen nicht an proprietäre Fixed-Function Boxes gebunden sind, für deren Bereitstellung und Konfiguration Truck Rolls und viel Zeit und Arbeit benötigt werden.
Was ist der Unterschied zwischen NFV und SDN?
Im Artikel „SDN vs. NFV: What's the difference?“ erklärt der Autor, dass die grundsätzliche „Ähnlichkeit zwischen [SDN] und [NFV] darin besteht, dass beide die Netzkwerkabstraktion nutzen“.5 Der Autor weist darauf hin, dass „SDN versucht, die Funktionen der Netzwerkweiterleitung zu trennen, während NFV [diese] und andere Netzfunktionen von der Hardware [auf der sie ausgeführt werden, extrahiert]“.1
Sowohl NFV als auch SDN stützen sich auf die Virtualisierung für das Netzwerkdesign und die Abstraktion der Infrastruktur in Software. Die Implementierung nach der Abstraktion erfolgt mittels der zugrunde liegenden Software auf Hardwaregeräten und -plattformen.
NFV und SDN werden oft gemeinsam verwendet und weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Sie unterscheiden sich aber darin, wie sie Funktionen und abstrakte Ressourcen trennen. Sowohl NFV als auch SDN verwenden standardmäßige Hardware und tragen zur Realisierung einer flexiblen, programmierbaren und ressourceneffizienten Netzwerkarchitektur bei.
SDN ermöglicht die Schaffung eines zentral verwaltbaren und programmierbaren Netzewerks durch die Trennung der Funktionen zur Netzwerkweiterleitung. NFV verlagert Netzwerkfunktionen von der Hardware zur Software und unterstützt SDN mit einer Infrastruktur, auf der die SDN-Software laufen kann.
Nach der Ausführung von SDN über die NFV-Infrastruktur leitet es Datenpakete von einer Netzwerkeinheit an eine andere Netzwerkeinheit weiter. Während dieses Prozesses werden die Funktionen der SDN-Software zur Netzwerksteuerung für Anwendungen, Routing und Richtliniendefinitionen von einer VM im Netzwerk ausgeführt. Während NFV allgemeine Netzwerkfunktionen bereitstellt, orchestriert SDN die Netzwerkfunktionen für bestimmte Zwecke. Dabei können Verhalten und Konfiguration programmgesteuert verändert und definiert werden.
Im Hinblick auf Funktionen und Ressourcenabstraktionen verfolgen NFV und SDN unterschiedliche Ansätze. SDN abstrahiert Switches, Router und andere physische Netzwerkressourcen und verlagert die Entscheidungsprozesse auf eine Steuerebene für virtuelle Netzwerke (VN). Die Steuerebene wählt dann aus, wohin der Datenverkehr gesendet werden soll, und die Hardware leitet und verarbeitet den Datenverkehr. Der NFV-Ansatz zielt darauf ab, alle physischen Netzressourcen unter einem Hypervisor zu virtualisieren. Dieser Ansatz fördert das Wachstum des Netzwerkes, ohne dass zusätzliche Geräte eingesetzt werden müssen.
Abhängig davon, was Sie erreichen möchten, können NFV und SDN zusammen verwendet werden. Beide nutzen Standardhardware. Mit NFV und SDN können Sie eine Netzwerkarchitektur schaffen, die flexibler, programmierbar und ressourceneffizienter ist.5
NFV, SDN und API
NFV steht für die Virtualisierung von Netzwerkkomponenten und SDN für die Netzwerkarchitektur, die durch die Entkopplung von Netzwerksteuerung und Weiterleitungsfunktionen Automatisierung und Programmierbarkeit in das Netzwerk bringt. Bei NFV wird die gesamte Infrastruktur eines Netzwerks virtualisiert, während SDN die Steuerung des Netzes zentralisiert und ein Netzwerk schafft, das mit Hilfe von Software erstellt, gesteuert und verwaltet wird.
Ein SDN-Controller, Northbound Application Programming Interfaces (APIs) und Southbound APIs sind oft in einem SDN enthalten. Mit dem Controller können Netzwerkadministratoren das Netzwerk einsehen und entsprechende Richtlinien und Verhaltensweisen für die angrenzende Infrastruktur festlegen. Northbound APIs werden von Anwendungen und Services verwendet, um dem Controller zu übermitteln, welche Ressourcen er benötigt. Southbound APIs tragen zum reibungslosen Betrieb des Netzwerks bei, indem sie Informationen über den Zustand des Netzwerks aus der Infrastruktur bereitstellen und an den Controller weiterleiten.
Ressourcen
- What ist NFV (Network Functions Virtualization)? [Was ist NFV (Netzwerkfunktionsvirtualisierung?)] Definition, SDxCentral, 26. August 2013
- Network Functions Virtualization (NFV) [Netzwerkfunktionsvirtualisierung (NFV)], Techopedia, 5. September 2018
- A New Era In Servers Is Starting Now [Eine neue Ära bei Servern beginnt jetzt], The Next Platform, 7. Juni 2019
- Accelerating Innovation with Lean NFV [Beschleunigung der Innovation mit Lean NFV], Lean NFV, 2019
- What is NFV? [Was ist NFV?], Red Hat®